Digitale Flugblätter am John-Lennon-Gymnasium

Die letzte Station 2019

Am 4.11. hielt der Turing-Bus zur Ausnahme einmal nicht im ländlichen Raum, sondern mitten in Berlin am John-Lennon-Gymnasium. Grund hierfür war der parlamentarische Abend des Weizenbaum-Instituts für die vernetzte Gesellschaft, welcher sich dem umfangreichen und hochaktuellen Thema der Digitalisierung an Schulen widmete. Noch bevor dort die Fachexpert*innen zu Wort kamen, wollten wir, d.h. die Weizenbaum-Infonaut*innen Stefan Ullrich, Cora Bergert, Jorinde Duthweiler, Florian Müller und Schulleiterin Doris Hellmuth, zunächst die Schülerinnen und Schüler fragen, was sie von dieser Digitalisierung an Schulen halten, von der wir immer hören.

In Berlin-Mitte empfing uns Rainer Nehuis mit seiner 8. Klasse im Wahlpflichtfach Informatik. Die sechzehn Schülerinnen und Schüler wurden von den Infonaut*innen befragt, wozu sie das Internet gewöhnlicherweise benutzen, sowohl in der Schule als auch außerhalb. Wenig überraschend: Die Meisten verwenden das Internet zur Unterhaltung und zur Kommunikation. Immerhin 10 von 16 Schüler*innen setzen das Internet auch zum Lernen ein.

Niemand hingegen gab an, das Internet zur Kreation bzw. zur Präsentation der eigenen Kreativität zu benutzen. Das wollten wir mit unserem Workshop natürlich ändern! Das digitale Flugblatt ist ein mittlerweile bewährtes Modul in Turing-Bus-Repertoire, das explizit der Verbreitung der eigenen Botschaft dient. An erster Stelle stehen dabei folgende Reflexionen: Was möchte ich eigentlich? Wie formuliere ich das? Wen möchte ich erreichen? Und anschließend: Wie programmiere ich das eigentlich?

Passend für den parlamentarischen Abend haben wir das Oberthema »Digitalisierung an der Schule« vorgegeben, ansonsten aber nichts weiter formuliert, weil uns natürlich interessierte, was die Schüler*innen selbst beschäftigt. Unsere Workshop-Teilnehmer*innen waren super engagiert und reflektiert; sie haben sowohl Licht als auch Schatten der Digitalisierung benannt. Zum Beispiel führten sie an, dass Tablets im Unterricht den Rücken entlasten, weil so nicht mehr so viele Bücher zu schleppen sind. Andererseits sei der Bildschirm wohl nicht so gut für die Augen …

Die freie Meinungsäußerung, die für die Schülerinnen und Schüler erst durch die Digitalisierung richtig ermöglicht wird, besitzt in Cybermobbing ihre hässliche Kehrseite. Auch solche Beispiele und noch viele mehr wurden in der knapp einstündigen Diskussion an der Tafel gesammelt.

Anschließend haben wir in Zweiergruppen gearbeitet: es sollten konkrete Probleme angeführt oder sogar Forderungen an die Politik aufgestellt werden. Die gebündelten Ergebnisse haben wir zunächst in einem analogen Flugblatt mit Bleistift auf Papier gebracht. Anschließend sollten diese Inhalte dann als Website gestaltet werden, um im letzten Schritt für unser „digitales Flugblatt“ auf die von uns mitgebrachten Raspberry Pies gespielt zu werden.

Zum Ende rannte uns leider die Zeit davon. Einige Webseiten waren ausgefeilter als andere. Aber allen war gemein, dass sie ohne jegliche Vorkenntnisse entwickelt wurden: Die Motivation der eigenen politischen Botschaft war so beflügelnd, sich die grundlegenden Kompetenzen ganz explorativ anzueignen. Die in unserem Workshop gestalteten digitalen Flugblätter haben wir den Gästen des parlamentarischen Abends anschließend auf deren Smartphones gestreamt. Als Sprachrohr der Schüler*innen des John-Lennon-Gymnasiums stellen die Flugblätter hoffentlich eine Anregung für eine fruchtbare Diskussion dar.